Der Wecker klingelt, ich wache auf und sehe fremde Bilder um mich herum. ‚Ja richtig, Frankfurt‘, erinnere ich mich schweigend. Es ist der erste „richtige“ Tag an der accadis für meinen Jahrgang. Zwar wohne ich schon eine Weile in der Wohnung, die ich zurzeit zur Untermiete halte, dennoch fürchte ich mich davor, genau heute den Weg nicht zu finden, die Bahn zu verpassen. Der Frankfurter Nahverkehr, habe ich gelernt, hat so seine Tücken. Mal kommt ein Zug zu spät, mal gar nicht. Nur knapp die Hälfte der Bahnen schafft es über den Verbundswechsel zwischen Nieder-Eschbach und Ober-Eschbach hinaus.
Wirklich eingelebt habe ich mich noch nicht. Die Gewissheit, dass ich in weniger als vier Monaten wieder auf Wohnungssuche gehen muss, hat sich wie ein unangenehmer kalter Luftzug in meinem Unterbewusstsein eingenistet. Nach einem knappen Jahr Work and Travel sollte Umziehen eigentlich kein Problem mehr sein, doch wer hätte gedacht, wie viele Sachen man dann doch zum Leben und Studieren braucht. Mit diesen Gedanken beschäftigt, mache ich mich auf den Weg zur Bahn. Die Station der U2 in Ober-Eschbach liegt nur einen kurzen Fußmarsch von der accadis entfernt. Umso nerviger ist die Tatsache, dass ich drei Bahnen zu früh dort ankomme. Was ist schlimmer, frage ich mich, eine halbe Stunde ziellos herumzuwandern oder dieselbe Zeit im Foyer der Hochschule herumzustehen?
Schließlich traue ich mich in die gläserne Eingangshalle. Eigentlich hätte ich noch eine Frage zum Semesterticket, aber ich weiß nicht genau, an wen ich mich wenden soll. Dankbar stelle ich mich zu den Kommilitonen, die ich schon aus den Vorbereitungskursen kenne. Die accadis ist nicht groß, doch alleine kann man sich trotzdem schnell ganz klein fühlen, zwischen Professoren, Mitarbeitern und anderen Studenten, die sich schon lange zu kennen scheinen. Schließlich setzen wir uns gemeinsam auf die Stühle im Foyer. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
Der Wecker klingelt, ich wache auf und sehe Bilder von neuen und alten Freunden neben mir an der Wand hängen. Es ist verdammt warm in meiner Dachgeschosswohnung, die ich jedoch trotzdem über alles liebe. Ein wahrer Glücksgriff, der mir nur durch die Wohnungsanzeige im Intranet der accadis gelang. Keine zehn Gehminuten von der Hochschule, weniger noch vom Rewe und der U-Bahn-Station, wohne ich jetzt auf unbegrenzte Dauer. Die Wohnung, so erzählte mir mein Vormieter und accadis-Alumnus, wird schon seit vielen Jahren in den Reihen der Studenten weitergegeben.
Heute ist der letzte Tag der Prüfungen. Die Klausur in Wirtschaftsrecht steht noch bevor. Als ich mir den Studiengang Media and Creative Industries Management aussuchte, dachte ich zunächst eher weniger an Mathe und Jura. Es stellt sich jedoch heraus, dass die accadis die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre sehr ernst nimmt. Ich komme etwas früher als nötig, um noch mit den anderen über Pläne für den kommenden Abend und den Sommer zu reden. Die Prüfungen sind nicht einfach, doch das Gefühl, dass wir alle gemeinsam diese Tests schreiben, gibt mir mehr Sicherheit. Ich fühle mich wohl in den bekannten Räumen. Nachdem der letzte Prüfungsbogen für das Studienjahr abgegeben ist, muss ich noch schnell in die SPO (Studien und Prüfungsorganisation), um etwas zum nächsten Semesterticket zu fragen. In diesem Raum wurden schon viele meiner Probleme gelöst: Studienbescheinigungen, kleinere Reparaturen an meinem Laptop und Tipps zur Arbeit mit den Office-Programmen.
Danach schließe ich mich meinen Studienfreunden an und lotse einige von ihnen zu meinem Lieblingsrestaurant. Es ist eine Art Tradition geworden, nach den absolvierten Prüfungen dorthin gemeinsam essen zu gehen. Wir reden eine Weile über das vergangene Jahr und die Tests, schweifen jedoch bald darauf ab. Man kennt sich eben.
Maria Hademer
Media and Creative Industries Management, Jahrgang 2018
댓글