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Ein Praktikumsplatz direkt vor der Haustür – der beste oder nur der bequemste Weg?

Nach zwei Jahren in Deutschland konnte ich es kaum erwarten, mein Auslandssemester anzutreten, und hatte auch für das anschließende Praktikum internationale Pläne. England, Kanada oder vielleicht doch Asien? Die Auswahl schien unbegrenzt, doch die Zeit zum Schreiben von Bewerbungen fehlte. Es blieben Fragen wie: Was mache ich mit der Wohnung? Möchte ich wirklich alle Zelte in Bad Homburg abbrechen? Bereits vor Antritt meines Auslandssemesters in China hatte ich mit den Chefs meiner damaligen Werkstudentenstelle bei groundr gesprochen und nach einem Praktikumsplatz gefragt. So ergab es sich, dass es keinen Grund gab, sich dem Stress des Bewerbungsprozesses auszusetzen. Aber – so regten sich in meinem Unterbewusstsein erste Zweifel – machte ich es mir nicht etwas zu einfach? War es nicht meine Pflicht, weitere diversifizierte Erfahrungen zu sammeln, jetzt, da ich noch die Chance dazu hatte? Heimvorteil mal anders

Mein Job als Werkstudent hatte mir immer so viel Spaß gemacht, dass ich das Angebot für die Stelle letztendlich mit Freude zusagte und nach einem halben Jahr China wieder mit meinem Koffer in Bad Homburg stand. Und, was soll ich sagen, es war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Der Grad an Verantwortung und Selbstständigkeit, der mir in diesem Praktikum geboten wurde, sowie die Vielfältigkeit der Aufgaben waren absolut motivierend. Beispielsweise unterstützten wir einen Accelerator bei der Suche nach passenden Start-ups, was dazu führte, dass ich während des Praktikums viele relevante Start-up-Events der Region erkunden durfte. Noch nie in meinem Leben war ich so dankbar, den scheinbar einfacheren Weg gewählt zu haben. Hoher Workload und Selbsterkenntnis

Vollzeit zu arbeiten wurde bald so selbstverständlich, dass ich beinahe vergaß, dass mein Studium noch gar nicht abgeschlossen war. Während des Praktikums musste ich auch die Anforderungen an das genau strukturierte accadis-Projektstudium in Form von Statusberichten und Teilabgaben erfüllen. Es folgte daher die Doppelbelastung, neben der Vollzeittätigkeit den Bericht zu verfassen. Besonders in diesen stressigen Wochen war ich dankbar, meine Kollegen und Vorgesetzten bereits persönlich zu kennen. Schließlich saß mir einer meiner Chefs in meiner Abschlusspräsentation gegenüber und nickte mir während der Fragerunde aufmunternd zu. In diesem Moment wurde mir nochmals klar, wie traurig es gewesen wäre, hätte ich die Chance auf eine so kollegiale, unterstützende Arbeitsatmosphäre aufgegeben, nur weil ich befürchtete, mich selbst nicht genug herauszufordern. Ich habe in dieser Praktikumsphase sehr viel über mich selbst gelernt. Beispielsweise, dass mir ein gutes Teamgefühl unter den Kollegen wichtiger ist als eine exotische Location. Aber auch, dass gerade mittelständische Unternehmen immer interessanter werdende Chancen für Studenten und Absolventen bieten, sofort mitanzupacken und Verantwortung zu übernehmen. Zu meinem Praktikumsplatz direkt vor der Haustür kann ich deshalb sagen: Manchmal sind eben besonders die kleinen Schritte bedeutend für den zukünftigen Weg. Maria Hademer

Media and Creative Industries Management 2018

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